Der sehr intensive Laufsommer 2018 setzte sich fort und ich konnte, da endlich verletzungsfrei, gar nicht genug von den Volksläufen bekommen. Dementsprechend kurz war die Pause nach Rund um Pfohren und nur zehn Tage später stand in Schönwald mein fünfter Wettkampf in knapp fünf Wochen auf dem Programm.
Um beim Denzer Cup die angestrebten, benötigten sechs Teilnahmen zusammen zu bekommen war ein Start in Schönwald ein Muss, aber da mir der Lauf 2016 sehr viel Spaß bereitete, fuhr ich am Sonntagmorgen sehr gern ins Skispringerdorf. Im Sommer bei wärmeren Temperaturen sind mir nüchterne Läufe am Morgen generell etwas lieber als Wettkämpfe am Nachmittag oder Abend.
Start um Zehn bedeutete in der Nacht zwischen Zwei und Vier nochmals Nahrung (in diesem Fall Grießbrei) zu mir zu nehmen. Aufstehen gegen Acht, Dusche und eine Tasse Kaffee, um dann um Halb Neun gen Schönwald aufzubrechen. Die B500 zwischen Thurner und Furtwangen ist inzwischen zu meiner Wettkampfstandardanfahrtsroute geworden. Sonntagmorgen um diese Zeit noch herrlich ruhig.
Der Lauf in Schönwald ist Teil des zweitägigen (Ski)Stadionfests und dementsprechend vorbildlich sind die Abläufe und Organisation. Man merkt, dass die Leute dort Erfahrungen mit größeren Events haben. Schon im Ort werden anreisende Läufer von Touris getrennt und bekamen entsprechende (legale) Parkplätze unweit des Stadions zugewiesen. Das klingt nach einer Nebensächlichkeit, ist aber für die Läufer ein großer Vorteil, wenn man schnell nochmal zum Auto kann bzw. nicht erst eine Viertelstunde einen (oft illegalen) Parkplatz suchen muss.
Anmeldung und Abholung der Startnummern fanden im Festzelt statt. Hinter der Theke saß kein Geringerer als der ehemalige Skispringer und Olympiasieger Christof Duffner. Er übernahm später dann auch die Rolle als gut gelaunter Stadionsprecher. Schon cool wenn man im Ziel von so einem Schwarzwälder Original begrüßt wird.
Am Start sah ich diesmal außer Andrew keine bekannten Gesichter. Zum Einen ist Schönwald neben dem Stauseelauf Vöhrenbach der bergigste Vertreter des Denzer Cups und zum Anderen lag der Austragungstermin bereits in den Sommerferien. Im Vergleich zur verkürzten Version 2016 fand der Lauf wieder auf der ursprünglichen Zehnkilometerstrecke statt. 2016 gelang mir übrigens in Schönwald ein ausgesprochenes Laufwunder: ich kam (bis zum heutigen Tag einmalig) vor der amerikanischen Legende Runner Leila, die mich zu diesem Blog inspirierte, ins Ziel.
Kurz vor Zehn versammelte sich die Läufermeute oberhalb der Schanze in der Nähe der ehemaligen, französischen Militäranlage. Der Start findet nicht am Festzelt im Schanzenauslauf statt. Ich hatte mir für das Rennen keine großartigen Ziele gesetzt. Aufgrund der bergigen Strecke war ich mir aber sicher nicht annähernd an die zehn Tage alte persönliche Bestzeit aus Pfohren heranzukommen.
Um Punkt Zehn erfolgte dann der Startschuss und wir wurden in den Wald auf die Zehnkilometerrunde geschickt. Die ersten beiden Kilometer waren identisch mit der Strecke von 2016. Hier ging es leicht bergauf; für meinen Geschmack ein ideales Terrain, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Die Anfangspace lag bei 5:44 bzw. 5:56. Bei Kilometer 1,4 war bereits der zweithöchste Punkt der Strecke (immerhin fast 1100 Meter Meereshöhe) erreicht.
Auf den nächsten beiden Kilometer ging es quasi nur bergab oder eben. Allerdings war es für mich renntaktisch viel zu früh, um hier Vollgas zu geben. Trotz des starken Gefälles lag die Pace deshalb nur bei 5:13. Bei Kilometer 3,3 hatten wir wieder den Ortrand Schönwalds und die 1000 Höhenmetermarke erreicht. Ein scharfer Blick nach rechts offenbarte bereits das erste Berghighlight der Strecke. Da wir uns jetzt in offenem Gelände befanden, konnte man die ganze, ein Kilometer lange Steigung bewundern. Die Steigung beginnt moderat, wird aber gegen Ende hin immer steiler. Das letzte Drittel beinhaltet fast dauerhaft zweistellige Steigungsprozente. Hier muss man den Schweinehund gut in Schach halten, sonst sind Gehpassagen angesagt.
Laut der Auswertung von RunAnalyze bewältigte ich diese erste Mauer mit einer solider Pace von 6:56 ohne Gehpassagen. Logischerweise zog sich das Feld in dieser Passage sehr weit außeneinander. Auf den nächsten beiden Kilometern hatte der Kurs wieder einen eher hügeligen Charakter mit mehr bergab als bergauf. Hier wurde ich erwartungsgemäß auch von einigen im Berg Überholten wieder eingesammelt.
Bei Kilometer 6,3 hatte das Kräftesammeln dann ein Ende und es stand die nächste Steigung auf dem Programm. Diese Rampe war zwar nur vierhundert Meter lang, aber im Schnitt waren 12,3 % Steigung zu überwinden. Hier lief es für mich hervorragend und ich konnte die Steigung komplett in meinem Rhythmus durchziehen (Pace 6:41). Von hier an würde es bis ins Ziel, so meine Erinnerung, nur noch mehr oder weniger bergab gehen.
Da sich die Strecke aber geändert hatte, befand ich mich mit dieser Annahme gehörig auf dem Holzweg. Die Streckendesigner hatten eine weitere Steigung mit über fünfzig zu überwindenden Höhenmetern vor dem Ziel eingebaut. Diese Steigung begann bei Kilometer 7,3 und zog sich über 600 Meter (durchschnittliche Steigung 8,4 %). Im steilsten Teil war dann auch mein Wille gebrochen und ich musste eine Gehpassage einlegen (zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon über 250 Höhenmeter in den Knochen).
Jetzt war das Schlimmste geschafft, aber bei Kilometer 8,7 gab es eine weitere kleine und giftige Gegensteigung. Wenig später wurde das ursprüngliche Startgelände passiert und auf freiem Feld ging es Richtung Ziel. Ein Blick auf die Uhr bestätigte, dass ich wohl unter der Stundenmarke bleiben würde. Schönwald wäre freilich nicht Schönwald, wenn nicht auch die Zielgerade leicht ansteigend würde. Hier gab es aber reichlich Anfeuerung von Läufern, die bereits auf dem Rückweg zum Duschen waren. Müde, aber glücklich kam ich schließlich mit handgestoppten 59:29 ins Ziel.
Nach kurzer Erschöpfungsphase gab es dann im Festzelt das verspätete Frühstück und Mittagessen in kurzer Folge.
Fazit:
Schönwald rocks! Und das nicht nur, weil es sich um einen perfekt organisierten Wettbewerb handelt. Wer hier das Ziel erreicht, rockt nämlich wirklich und hat was Großes geleistet. Auf den zehn Kilometern der 2018 zu absolvierenden Originalstrecke sind vier Anstiege von mindestens 45 Höhenmetern zu überwinden. Was für ein Kontrast zu beispielsweise Rund um Pfohren! Für mich ist Schönwald eine nahezu perfekte Strecke, wo ich an meine Grenzen gehen muss. Bei der nächsten Auflage muss mein persönliches Ziel sein den Parcours ohne Gehpausen zu absolvieren.
Fakten:
- 10 Kilometer Rundkurs (Start und Ziel nicht ganz identisch. Überwiegend Waldwege, kürzere Abschnitte im mittleren Teil des Laufes auf Asphalt)
- 283 Meter Höhendifferenz
- Höchster Punkt: 1093 m
- Tiefster Punkt: 1000 m
- Automatische Zeitmessung
- Verpflegung unterwegs und bei Start/Ziel
- Ausreichend Parkplätze im Ort. Weiter zu Fuß zu Start/Ziel
- Startgebühr € 10
Ausrichter: Ski-Club Schönwald
Ergebnis Frauen:
1. Sarah HETTICH (40:53)
2. Sylvia Schmieder (43:40)
3. Stefanie Reichle (45:06)
Ergebnis Männer:
1. Tobias HERRMANN (37:05)
2. Dominik Meier (37:12)
3. Dominik Kuhn (38:41)
Mein Ergebnis:
– 59:29 (brutto, manuell) / 59:33 (netto, offiziell)
– Pace 5:56
– Altersklasse 7. von 8 Teilnehmern
– Insgesamt 84. von 101 TeilnehmerInnen
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