Der Oktober war in der Achterbahnfahrt des Lebens ein wahres Highlight. Wie schnell war die Trübsal des Sommers vergessen, obwohl der letzte Arbeitstag erst knapp einen Monat her war. Allerdings war das unbeschwerte Leben (fast) ohne Coronaauflagen schnell wieder vorbei. Die Fallzahlen stiegen erneut und die Intensivstationen bis an die Belastungsgrenze belegt.  Somit waren neuerliche Kontaktbeschränkungen die logische Folge. Deshalb war weder an Reisen ins Ruhrgebiet, noch an Laufwettbewerbe im klassischen Sinn zu denken. Aber zumindest für einen Teil der Laufszene hatten sich die virtuellen Läufe bewährt und diese sollten meine Wochen bis Neujahr gut ausfüllen. Mittlerweile hatte ich auch einen Arbeitsvertrag unterschrieben, bildete mich aber nebenher vorbereitend mit Online-Kursen weiter.
November 2020

Der erste virtuelle Lauf der Wintersaison war der Tiergartenlauf Nürnberg, für den ich vor der Pandemie angemeldet hatte und wo ich Bekannte von der mittlerweile eingegangenen Plattform Twitter treffen wollte. Aus den oben genannten Gründen fand der Lauf nicht statt, aber die Veranstalterinnen ermutigten einen virtuellen 10-Kilometer-Lauf auf frei wählbarer Strecke durchzuführen. Der Tiergartenlauf hat die Pandemie übrigens nicht überstanden und findet nicht mehr statt.
Virtueller Tiergartenlauf Nürnberg 10 Kilometer

Ich entschied mich für die gleiche Strecke wie beim RunAnalyze Easter Run im Dreisamtal mit Startpunkt am Ebneter Sportplatz. Im Vergleich zu Ostern lief ich die Strecke insgesamt gleichmäßiger, war aber im Endeffekt mit 54:17 (pace 5:25) nur 13 Sekunden schneller. Trotzdem direkt nach dem Urlaub und sündigen Verführungen nur weniger als eine Minute über der persönlichen Bestzeit.
Virtueller Tiergartenlauf Nürnberg 10 Kilometer

In der Vorweihnachtszeit stand dann eine weitere schöne Neukreation der Coronazeit auf dem Programm: die Freiburger Adventslaufserie
Zwei Läuferinnen aus der Region hatten die geniale Idee, Kontaktvermeidung in der Pandemie mit einer lockeren Laufserie zu verbinden. Das Ganze wurde mit einer Spendenaktion für einen guten Zweck und einem Gewinnspiel verbunden. In jeder Adventswoche wurde eine neue Strecke ausgeschildert und man hatte eine Woche Zeit die Strecke alleine oder in Kleingruppe zu laufen. Auch für mich als Fast-Freiburger gab es hier noch einiges zu entdecken.
Erster virtueller Lauf zur Freiburger Adventslaufserie (November 2020)

Der erste Lauf startete in der Wiehre in der Nähe des Holbeinpferdes. Die ersten eineinhalb Kilometer führten flach ansteigend Richtung Günterstal, bevor es dann über drei Kilometer im Schnitt mit fünf Prozent Steigung Richtung St. Valentin ging. Bis kurz vor St. Valentin hielt ich tapfer durch, aber an der letzten Rampe musste ich eine Gehpause einlegen. Auf dem Rückweg ging es dann natürlich stetig bergab und ich lief meinen schnellsten Kilometer (4:36) jemals. In diesem Flow muss ich dann einen Wegweiser übersehen haben und war deshalb schon nach 7,15 km anstatt 7,75 km im „Ziel“. Ich war genau 46 Minuten unterwegs, was einer Pace von 6:26 entspricht. Insgesamt waren 250 Höhenmeter zu bewältigen.
Erster virtueller Lauf zur Freiburger Adventslaufserie (November 2020)

Eine Woche später stand dann der zweite Lauf auf dem Programm. Diesmal war der Startpunkt im Freiburg Westen am Dietenbachpark und es war klar, dass es diesmal eine flache und schnelle Runde werden würde. Auch diese Strecke führte für mich durch damals noch unbekanntes Geläuf. Nach der Passage des Dietenbachparks führte sie nördlich des Rieselfelds zum Mundenhof, wo ich zu meiner Schande auch noch nie war. Weiter durch den fürstlichen Wald, über den Autobahnzubringer zur Dreisam. Nach einem Kilometer flussaufwärts und der Überquerung des Flusses zurück in den Park. Auf den ersten drei Kilometern lag ich klar auf Kurs persönliche Bestzeit, aber am Ende ging mir dann doch etwas die Luft aus. Für die acht Kilometer brauchte ich am Ende 44:37 (pace 5:30).
Zweiter virtueller Lauf zur Freiburger Adventslaufserie (Dezember 2020)

Für den dritten Lauf hatten sich die Organisatorinnen einen besonderen Brocken ausgedacht: die Schneeburg südwestlich von Freiburg. Direkt vom Start im Freiburger Villenviertel oberhalb von St. Georgen ging es saftig bergauf. Zwei Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von über neun Prozent. Da mir auch diese Ecke von Freiburg zuvor unbekannt war, wusste ich nicht, was mich auf der Strecke erwartet. Aber bei neun Prozent Steigung war der Ofen schon sehr früh aus. Oben entschädigten tolle Ausblicke auf die Ruine, das Rheintal und die Stadt für die Qualen des Aufstiegs durch das frühere Bergbaugebiet. Nach dem Aufstieg ging es dann direkt wieder einen Kilometer mit acht Prozent Gefälle den Berg runter. Knie und Ferse waren darüber wenig erfreut. Der mittlere Teil der Strecke war wellig, aber da ich mein Pulver schon verschossen hatte, sehnte ich mich nur noch dem Ziel entgegen, welches nach einem Gefälle von zehn Prozent erreicht wurde. Für die sieben Kilometer brauchte ich knapp 49 Minuten (Pace 6:59). Laut RunAnalyze Auswertung war der Lauf (wie auch zwei andere Läufe der Adventsserie) einer meiner Steilsten bis zum heutigen Tage.

Meine steilsten Läufe (Stand: Januar 2024)

Dritter virtueller Lauf zur Freiburger Adventslaufserie (Dezember 2020)

Auch der vierte Lauf der Adventslaufserie war nichts für Freunde des Ebenen. Diesmal war der Start am Sandfangweg an der Dreisam und das Hauptziel war St. Ottilien. Nach einem Kilometer leicht ansteigendem Warmlaufen ging es hinter der Jugendherberge wieder richtig zur Sache. Auch wenn es nicht ganz so steil wie in der Vorwoche war, konnte ich den letzten Kilometer vor St. Ottilien nur gehend absolvieren. Das ist zwar legitim, aber für mich als Läufer im Endeffekt unbefriedigend. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Der höchste Punkt war dann bei Kilometer Drei, 600 Meter hinter St. Ottilien erreicht. Ab hier war der Lauf dann ziemlich nach meinem Gusto; Richtung Oberau war der Weg sehr angenehm und schonend leicht abfallend. Die letzten beiden Kilometer zum Ziel an der Kartaus waren wieder steil abfallend. Am Ende benötigte ich für die sieben Kilometer etwas weniger als 44 Minuten (Pace 6:16).
Vierter virtueller Lauf zur Freiburger Adventslaufserie (Dezember 2020)

Aufgrund des großen Zuspruchs, die die Serie bekam, schilderten die Organisatorinnen zwischen den Jahren eine weitere Strecke aus. Diesmal wieder in für mich unbekanntes Gebiet: die Zähringer Burg. Der Lauf war dann in Sachen Steigung und Höhenmeter die Krönung der Serie. Der erste Kilometer mit dreizehn Prozent Steigung zog mir direkt den Zahn und ich konnte diesen Abschnitt quasi nur wandernd bewältigen. Nachdem diese 130 Höhenmeter bewältigt waren, wurde die Strecke für einen kurzen Abschnitt etwas freundlicher. Aber ab Kilometer Zwei ging es schon wieder saftig bergauf. Für mich war der Tag gelaufen und ich musste zwei weitere Gehpassagen einlegen. Obwohl es ab Kilometer 3,5 nur noch bergab ging, erholte ich mich nicht mehr. Mein Kommentar auf Strava damals spricht für sich: „(…) Unterwegs mal Sterne gesehen und fast übergeben. In der aktuellen Verfassung sind die Läufe der Serie zwei Nummern zu groß für mich. Aber großes Lob an die Ausrichter! Selbst als Südbadener noch völlig neue Ecken der Stadt gesehen – ich komme wieder, aber dann mit Wanderschuhen!“
Virtueller Bonuslauf zur Freiburger Adventslaufserie (Dezember 2020)

Die Freiburger Adventslaufserie gibt übrigens in abgewandelter Form auch 2023 noch. Allerdings besteht sie nur noch aus zwei Bergläufen; von denen ich Einen wandernd mit den parkrun Buddies absolvierte. Laufend sind die Strecken für mich aktuell nicht zu machen.

Trotz des etwas ernüchternden Jahresabschluss war das Jahr 2020 mit großem Abstand mein bestes Laufjahr. Am Ende standen 164 Läufe mit 1577 Laufkilometer auf der Habenseite. Auch wenn es nur zwei „richtige“ Wettkämpfe für mich gab, war die Lauferei extrem wichtig für die seelische Gesundheit in einem Jahr voller Herausforderungen. Das Jahr 2021 sollte dann auch lauftechnisch weitaus weniger spektakulär verlaufen und begann am 4. Januar mit einem neuen Job.
Silvesterabend in Zweier-Isolation (Dezember 2020)