Der Hochsommer 2016 neigte sich langsam dem Ende zu und das große Ziel Halbmarathon in Bräunlingen tauchte bereits am Horizont auf. Anfang September, also knapp vier Wochen vor dem großen Tag, war ich in der Lage über 17 Kilometer bzw. über 100 Minuten ohne Unterbrechung zu laufen.
Vor Bräunlingen standen aber noch zwei 10-Kilometerrennen, die ich absolvieren wollte. Das Erste davon als Ersatz für den baustellenbedingten Ausfall des Titiseelaufs. Der Titiseelauf 2015 war mein erstes Rennen gewesen und 2016 würde also der Schinkenlauf in Altglashütten als mein Heimrennen fungieren. Beim Schinkenlauf handelt es sich um eine relativ junge Veranstaltung, die vom Verband der Schwarzwälder Schinkenindustrie ausgerichtet wurde. Die Informationen auf der Webseite waren relativ dürftig, aber es sollten dort ein 10-Kilometerlauf für Erwachsene und zwei kürzere Läufer für Kinder über die Bühne gehen.
Start und Ziel waren an der Feldberghalle in Altglashütten, also nur knapp 15 Minuten Fahrtzeit von meinem Wohnort. Leider gab es an der Halle keinen Ordnungsdienst, so dass kreuz und quer geparkt wurde und ich zunächst keinen Parkplatz fand. Ein Handwerker in der Nachbarschaft zeigte schließlich Erbarmen und ließ mich das Auto auf seinem Grundstück abstellen. Auf diesem Sektor besteht definitiv Verbesserungsbedarf, besonders wenn die Teilnehmerzahl in Zukunft steigen sollte. Die Abholung der Startnummer verlief dann aber reibungslos. Ein Bag mit Goodies gab es wie bei fast allen Läufen in der Region nicht.
Da 2016 die Strecke vorab nicht online veröffentlicht war, konnte man sich nur ausmalen wohin die Reise gehen könnte. Eigentlich war nur eine relativ flache Variante entlang der Bahnlinie Richtung Schluchsee oder eine bergige Variante Richtung Feldberg oder Falkau denkbar. Da auch in der Halle keinerlei Profil der Strecke zu finden war, hieß es „lass dich überraschen“. Vor dem eigentlichen Start gab es dann noch ein bisschen Promo für den Schinkenverband und ein lustiges Gruppenfoto zu Technomusik mit lautstarkem Moderator. Das ist natürlich Geschmackssache und passt zum Image der Gemeinde Feldberg, war aber in meinen Augen für einen Lauf dieser Größenordnung nicht ganz passend.
Als es um kurz vor Elf Richtung Startlinie ging, war das Vorgeklempel vergessen und es wurde langsam Ernst. Dem Anschein nach ging es zunächst Richtung Bärental, aber nicht auf dem asphaltierten Radweg, sondern direkt über die Wiese und auf angenehmen Waldwegen. Der erste Kilometer war also sehr nach meinem Geschmack – leicht ansteigend und angenehmer Untergrund. Die Pace war trotz dem üblichen „sich am Start einordnen“ mit 5:26 für meine Verhältnisse sehr gut. In Bärental knickte die Strecke am Ortsrand kurz vorm Lidl rechts ab und führte nun in für mich völlig unbekanntes Terrain.
Der nächste Kilometer führte stetig und moderat durch den Wald bergan; die Pace blieb aber weiterhin unter sechs Minuten. Der dritte Kilometer Richtung Kieswerk Bader war anfangs auch noch moderat ansteigend, wurde dann aber plötzlich mit zweistelligen Steigungsprozenten richtig knackig. Bei einem Stich an der Dreikilometermarke konnte ich nicht mehr im Lauftempo bleiben und musste ins Gehen wechseln. Insgesamt wurden in diesem Abschnitt auf vierhundert Metern etwa sechzig Höhenmeter überwunden. Freilich war das „Bergsteigen“ hiermit noch nicht zu Ende. Nach nur dreihundert Metern Verschnaufpause folgte eine weitere kurze, aber giftige Rampe, die ich erneut nicht laufend meistern konnte. Zwei Gehpassagen auf einem Kilometer hatte ich eigentlich noch nie. Eine Pace von 7:46 war die logische Folge.
Nach dem Passieren des Schuppenhörnle auf fast 1100 Höhenmetern bei Kilometer 4,5 lagen die Hauptschwierigkeiten des Laufes hinter uns. Von nun ging es bis zum Ziel primär bergab. Bei Kilometer 5,2 und 5,7 gab es allerdings noch zwei kleine Gegensteigungen. Trotz der nun eher flachen oder abfallenden Strecke war ich auf Kilometer 5 und 6 noch von den Anstrengungen des Aufstiegs gezeichnet und konnte nur eine Pace von 6:36 bzw. 6:22 erreichen. In diesem Sektor hätte man sich eigentlich auch eine Verpflegungsstation erwünscht.
Ab Kilometer 6 war es dann endgültig vorbei mit dem Klettern und jetzt ging es wirklich nur noch bergab: auf den folgenden, drei Kilometern jeweils 34, 56 und 20 Höhenmeter. Mit dem Ziel bereits in Hörweite wurde die Handbremse gelöst und die Pace bewegte sich konstant zwischen 5:14 und 5:19.
Auf den letzten fünfhundert Metern, die identisch mit dem Anfang des Rennens waren, lieferte ich mir mit einem Nachwuchsläufer ein Kopf an Kopf Duell. Der daraus resultierende, lange Sprint – den ich verlor – ergab trotz leicht ansteigender Zielgeraden eine Pace von 5:10 und eine schöne Endzeit von knapp über 57 Minuten.
Beim Überqueren der Ziellinie gab es dann direkt eine Medaille und für mich ging es erstmal an den Rand des Spektakels, um etwas zu verschnaufen. Nach wenigen Minuten war ich wieder fit, verzichtete aber trotzdem auf Siegerehrung und Kuchenbuffet in der Halle und trat die kurze Heimfahrt an.
Fazit:
Die Strecke des Schinkenlaufs ist sehr reizvoll und fordernd. Von daher war die Teilnahme für mich auch wertvoll. Da der Schinkenlauf 2016 noch in seiner Kükenphase war, möchte ich über die erwähnten Problemchen nicht zu hart urteilen. Da ich zukünftig nicht zu viele Rennen in kurzer Zeit absolvieren möchte, würde ich bei Terminkollision aber wohl eher in Titisee oder Vöhrenbach an den Start gehen. Dem Lauf wünsche ich für die Zukunft weniger „Feldberg“ und etwas mehr Volkslauffeeling.
Fakten:
- 10 Kilometer Rundkurs (überwiegend über Wiesen und Waldwege, kurze Abschnitte Asphalt)
- 215 Meter Höhendifferenz
- Höchster Punkt: 963 m
- Tiefster Punkt: 1103 m
- Automatische Zeitmessung
- Verpflegung bei Start/Ziel
- Parkplätze an der Feldberghalle oder auf Glück in der Nachbarschaft. Im Worst Case am Bahnhof Altglashütten (15 Minuten Fußweg)
- Startgebühr € 13
Ausrichter: Schwarzwälder Schinkenlauf
Ergebnis Frauen:
1. Stefanie DOLL (40:16)
2. Stephanie Morath (45:43)
3. Birgitta Winterhalder (48:00)
Ergebnis Männer:
1. Abelom KUFULU (34:40)
2. Moritz Söffge (38:09)
3. Shaun Mulraney (39:24)
Mein Ergebnis:
– 57:06 (brutto, manuell) / 57:14 (netto, offiziell)
– Pace 5:39
– Altersklasse 9. von 9. Teilnehmern
– Insgesamt 77. von 115. TeilnehmerInnen
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