Mit dem Finishen des ersten Halbmarathons in Bräunlingen war das Jahreshighlight absolviert. Aber wie sollte es für den Rest des Jahres 2018 mit der Lauferei weitergehen?
Ich fühlte mich gut und hatte keine nennenswerten Wehwehchen mehr. Deshalb war es einfach noch zu früh die Laufsaison zu beenden. Im anstehenden Urlaub könnte durchaus noch die ein oder andere Laufveranstaltung machbar sein, aber auch in heimischen Gefilden? Von Kumpel Peter kam der entscheidende Tipp – Ende Oktober würde die Hochschule Furtwangen University (HFU) einen Lauf anbieten, der auch für Leute offen ist, die nichts mit der Uni zu tun haben.
Da Kumpel Peter seine Teilnahme ankündigte, wurde hier nicht lange überlegt und ich schrieb mich für die Zehnkilometer Strecke ein. Ein erneuter Halbmarathon erschien mir nur zwei Wochen nach Bräunlingen doch eine Nummer zu groß. Eine explizite Vorbereitung für den WING-Lauf machte ich nicht, aber zwecks Konditionserhalt standen in den dreizehn Tagen zwischen den Wettbewerben eine kurze (6 km) und zwei längere Einheiten (jeweils um die 15 km) auf der Agenda.
Am Abend vor dem WING-Lauf fand in der Kantine der HFU eine kleine, nette Pastaparty statt. Nudeln und Salat ohne Ende, man fühlte sich fast an alte Unizeiten in der Mensa Rempartstraße erinnert. Nebenher ein bisschen Läufertalk mit Peter zu unaufdringlicher Livemusik. Die Startnummer für den folgende Tag konnte man auch gleich abholen. Ein wirklich schöner Ausklang der Arbeitswoche und eine gute Einstimmung auf den Wettkampf.
Am Samstagmorgen dann beim Aufstehen ein kleiner Schock: Schneeregen? Da ich aus Verletzungsgründen bisher im Winter nur wenige Laufkilometer absolvieren konnte, hatte ich auch keine wirklich passende Kleidung dafür. Ich entschied mich im Endeffekt für eine Schlabberjogginghose im Gabor Kiraly Stil und Trainingsjacke (nach dem WING-Lauf besserte ich meine Ausrüstung für die kalte Jahreszeit auf). Auf der Fahrt nach Furtwangen lag dann teilweise sogar eine Schneeschicht.
In Furtwangen war es dann zwar ziemlich kalt, aber es fielen während der Veranstaltung keine nennenswerten Mengen Niederschlag. Nach der Parkplatzsuche begab ich mich dann auch direkt ins Warme und verzichtete wie üblich auf größere Aufwärmaktionen. Neben Peter waren auch noch Andrew und Dirk vor Ort. Kurz vor dem Startschuss versammelte sich dann doch eine recht passable Teilnehmerschar im Innenhof der HFU: Knapp 70 LäuferInnen nahmen den Halbmarathon, etwa 160 den Zehner in Angriff.
Die Strecke verläuft entlang des Bregtals und ist hin- und zurück quasi identisch. Wie Peter mir berichtete, ist es quasi nicht möglich auf dem Rückweg die Pace des Hinwegs zu halten, da es leicht bergauf geht. Nach dem Absolvieren des Halbmarathons in Bräunlingen hatte ich mir keine speziellen Ziele für Furtwangen gesetzt und wollte das Ganze eher locker angehen. Inwiefern ich schon wieder kälteresistent bin, wusste ich zu diesem Zeitpunkt (es war ein langer und sehr warmer Sommer) auch noch nicht.
Nach ein paar launigen Worten des Organisators und Leiters der Wirtschaftsfakultät (WING) wurden wir kurz nach Halb Elf bei etwa fünf Grad plus auf die Strecke geschickt. Der erste Kilometer des Laufes führt durch den Osten Furtwangens und ist streckentechnisch wenig attraktiv. Allerdings war die Strecke perfekt abgesperrt, so dass kritische Situationen mit dem motorisierten Verkehr ausgeschlossen waren. Den ersten Kilometer ging ich in sehr flotten 5:23 an.
Kurz vor der Einkilometermarke überquert der Lauf die abgesperrte Landstraße und biegt Richtung Osten ins eigentliche Bregtal ein. Anfangs werden noch die Ausläufer eines Gewerbegebiets durchquert bevor man bei Kilometer 1,5 erstmals den Fluss Breg erreicht und der Untergrund von Asphalt auf feldwegartig wechselt. Da es wie erwähnt auf der ersten Streckenhälfte ständig leicht bergab ging, konnte ich die schon schnelle Anfangspace sogar weiter auf 5:06 steigern. Ich hatte wohl eine ganz gute Tagesform erwischt und das eher kühle Wetter schien mir einen gewissen Schwung zu geben. Dass ich kein Hitzeläufer bin, war mittlerweile klar.
Desweiteren befand ich mich in einer sehr schnellen Gruppe, die mich auf dem für meine Verhältnisse konstant sehr hohen Tempo hielt. Hier harmonierte ich besonders gut mit einer Dame, die für einen guten Zweck lief. Wir bildeten über einen Großteil des Rennens ein Tandem, das sich ähnlich dem Bahnradfahren in der Führungsarbeit abwechselte und zu Höchstleistungen trieb. Eine solche ideale „Tempomacherin“ hatte ich bisher noch bei keinem Lauf. Beim Silvesterlauf in Tuttlingen machte ich einmal die Erfahrung an einem zu schnellen Tempomacher dranbleiben zu wollen. Nur um am Ende komplett einzubrechen.
In Furtwangen waren aber weiterhin alle Signale auf Grün gestellt und ich konnte auf den folgenden Kilometern bis zum Wendepunkt die Pace auf sehr schnellem Niveau (5:00, 5:03, 5:01) halten. Strava vermeldete nach dem Zieleinlauf schließlich eine neue geschätzte Bestleistung über fünf Kilometer (25:24). Vor lauter Lauffreude überlief ich fast den Wendepunkt und machte ein paar Meter extra. Die sich dort befindende Verpflegung ignorierte ich und schon lag die zweite Rennhälfte vor mir.
Wie Peter schon ankündigte war es unmöglich die 5er Pace auf dem nun leicht ansteigenden Terrain zu halten. Aber ich war weiterhin im Tandem unterwegs und wollte nicht zu sehr einbrechen. Auch wenn die Pace langsamer wurde, fühlte ich mich weiterhin sehr gut und es wurde immer deutlicher, dass ich vielleicht den bisher besten Wettkampf meines Lebens abliefere. Die Pace blieb auf den Kilometer 6 und 7 bei 5:25 bzw. 5:38 und es deutete nichts auf einen großen Einbruch hin. Mittlerweile wurde mir auch klar, dass das Ganze wohl auch auf eine sehr gute Zeit herauslaufen würde, aber ehrlich gesagt hatte ich mich im Vorfeld aufgrund der Witterung nicht wirklich mit dem Thema Bestzeiten beschäftigt.
Die Pace blieb auch bei der Passage von Schönenbach, dem östlichen Vorort von Furtwangen auf soliden Niveau (Kilometer 8 – 5:42) und mittlerweile waren wir nur noch zwei Kilometer von der Hochschule entfernt. Ich war weiterhin mit meiner „Tandempartnerin“ unterwegs und die Pace blieb auch auf dem neunten Kilometer deutlich unter der sechs Minuten Marke (5:45). Auf dem letzten Kilometer in Furtwangen konnte ich dann aber das Tempo meiner Begleiterin und einer weiteren Läuferin nicht mehr ganz mitgehen. Nach einer Kilometerzeit von 5:42 ging ich nach 54 Minuten und 4 Sekunden ins Ziel. Ich hatte meine persönliche Bestzeit über zehn Kilometer vom Juli von Rund um Pfohren um über zweieinhalb Minuten unterboten. Ein wirklich unglaubliches Ergebnis, das ich so absolut nicht für möglich gehalten hätte.
Im Ziel ging es dann direkt ins Warme wo leckere Milkshakes und andere außergewöhnliche Leckereien auf uns warteten. Da Dirk noch in Sachen Halbmarathon unterwegs war, warteten wir selbstverständlich und glichen den Kalorienverlust in Form von Suppe und Backwaren wieder aus. Im Anschluss entschieden wir aufgrund des allgemeinem Hochgefühls auch der sehr launig moderierten Siegerehrung und Tombola beizuwohnen. Wir hatten zwar bei der Verlosung kein Glück, blieben aber fast noch zwei Stunden an der HFU. Während der Siegerehrung bekam ich dann noch beiläufig mit, dass ich meine Altersklasse gewonnen hatte (es gab komischerweise kaum Konkurrenz). Da es aber in Furtwangen keine Altersklassenpreise gibt, ging ich leer aus. Aber ich hatte ja trotzdem einen guten Grund zu feiern.
Zuhause fand ich dann heraus wer meine „Tandempartnerin“ war und bedankte mich fürs Pacen in Form einer Spende für den beworbenen, guten Zweck. Gegen Mittag – und viel später als geplant – machte ich mich auf die Heimfahrt über die mittlerweile schneefreie Kalte Herberge und den Thurner. Unter dem Eindruck dieses Hochgefühls konnte der Südostasien Urlaub kommen!
Fazit:
Die Teilnahme beim WING-Lauf in Furtwangen war eigentlich nur Zufall. Hätte ich in den Peter auf Strava und beim Denzer-Cup nicht kennengelernt, wäre ich wohl nie auf den Lauf gestoßen. Es sollte sich als sehr guter Tipp herausstellen. Schon die Pasta Party am Vorabend war eine schöne Einstimmung. Der eigentliche Lauf war dann noch das Sahnehäubchen meiner tollen Sommersaison. Perfekte Organisation und ein Wettkampf wie er besser nicht ablaufen kann. Dass wir nach dem Zieleinlauf noch über zwei Stunden vor Ort waren, spricht Bände. Ein würdiger Abschluss der europäischen Laufsaison 2018!
Fakten:
- 10,0 Kilometer (2 x 5 Kilometer mit Wendepunkt; Asphalt und Feldweg)
- 90 Meter Höhendifferenz
- Höchster Punkt: 863 m
- Tiefster Punkt: 815 m
- Automatische Zeitmessung
- Verpflegung am Wendepunkt und bei Start/Ziel
- Ausreichend Parkplätze bei Start/Ziel (Parkverbote beachten!)
- Startgebühr € 12 (inklusive Pasta-Party im Vorabend)
Ausrichter: Hochschule Furtwangen University (HFU)
Ergebnis Frauen:
1. Katja Hog (43:24)
2. Alina Salzmann (44:40)
3. Frederike Arp (46:20)
Ergebnis Männer:
1. Felix Manfred WEIS (36:43)
2. Björn Treyer (36:53)
3. Maxime Amelin (37:23)
Mein Ergebnis:
– 54:05 (brutto, manuell) / 54:04 (netto, offiziell)
– Pace 5:22
– Altersklasse 1. von 3. Teilnehmern
– Insgesamt 46. von 160 TeilnehmerInnen
01/10/2019 at 13:19
Der WING-Marathon ist eine absolut unterstützenswerte Sache. Mit viel Herzblug betrieben und in einer sehr persönlichen Atmosphäre. Letztes Jahr hat mich der einsetzende Schneefall von einer Nachmeldung und Anfahrt kurzfristig abgehalten;-)
Auch die Retourstrecke ist mir sehr bekannt – 10 km, kontinuierlich leicht aufsteigend und Gegenwind. Schön wars trotzdem. Wahrscheinlich dieses Jahr wieder!
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01/10/2019 at 13:22
Ja, das kann ich nur so unterschreiben und Ende Oktober ist in Furtwangen wettertechnisch halt auch alles drin 😉
Eine Woche vor dem Urlaub bin ich dieses Jahr auch etwas vorsichtig.
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