Die Freiburger Laufnacht hatte Lust auf mehr gemacht und es waren noch mehrere Monate bis zum neuen Fernziel „Halbmarathon Bräunlingen“. Über eine Laufdatenbank stieß ich auf einen Lauf in unmittelbarer Nähe meines Geburtsortes auf der Baar: den „Lauf an der Wutach“ über 10 Kilometer in Reiselfingen – warum denn auch nicht?

 Der Lauf sollte zwei Wochen nach der Laufnacht stattfinden und die 10 Kilometer hatte ich bei ein paar wenigen Trainingsläufen auch schon geschafft.

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Das wellige Terrain um Reiselfingen kannte ich von vielen Radtouren in meiner Jugendzeit und die Kiesgrube durch die das Rennen führen sollte, war der Abenteuerspielplatz meiner Kindheit. Die Anmeldung erfolgte beim ausrichtenden FC Reiselfingen und die vor Ort zu bezahlende Startgebühr betrug moderate 10 Euro. Der Lauf an der Wutach ist übrigens Teil der Laufserie „Denzer Laufcup“ (es sollte nicht mein letztes Rennen im Rahmen des Cups sein).

Aufgrund der starken Regenfälle im Vorfeld war der Wiesenparkplatz am Clubheim des FC Reiselfingen gesperrt und man musste im Dorf parken. Dort wurde man von der Feuerwehr perfekt eingewiesen und auf Wunsch sogar zum Startgelände am Sportplatz gefahren. Tolle Organisation! Auf dem Gelände des FC Reiselfingen gab es dann auch die Startnummer und eine allgemeine Einweisung. Als Laufanfänger hatte ich natürlich noch ein paar Fragen.

Lauf an der Wutach (10K race/10 km Lauf), 18th June 2016, Reiselfingen

Die insgesamt knapp 140 LäuferInnen machten sich warm und hofften, dass das Wetter halten würde. Von zwei Seiten drohten dunkle Wolken, aber ansonsten herrschten sehr gute Laufbedingungen. Nachdem im Laufe des Mittags schon diverse Jugendläufe über die Bühne gingen, fiel um 17 Uhr der Startschuss für uns und die Walker. Wie üblich startete ich ganz am Ende des Feldes, um niemandem im Wege zu stehen und um ein Überpacen zu verhindern. Die breiten und gut ausgebauten Feldwege im Startbereich erleichterten aber auch spätere Überholvorgänge.

Lauf an der Wutach (10K race/10 km Lauf), 18th June 2016, Reiselfingen

Die ersten vier Kilometer der Strecke waren flach beziehungsweise abfallend (Start auf 780 Meter, Kilometer Vier auf 700 Meter). Dies führte trotz aller Vorsätze „langsam zu machen“ zu einem konstant hohen Tempo meinerseits (5:14/5:19). Die Hoffnung eine passende Gruppe zu finden an die ich mich hängen konnte, zerschlug sich bald und das Feld war doch ziemlich zersplittert. Mit Ausnahme des ersten und des letzten Kilometers war ich alleine unterwegs.

Der Abschnitt von Kilometer Vier bis Sechs wies einen Höhenunterschied von 50 Metern auf und sollte einen ersten Aufschluss über die Tagesform geben. Natürlich war die Pace aus der Anfangsphase nicht zu halten, aber mit 5:37 und 6:00 konnte ich gut leben. Die Verpflegungsstation (und Anfeuerungsrufe der Streckenposten) bei Kilometer Sechs nahm ich gern in Anspruch. Die nächsten zwei Kilometer verliefen auf welligem Terrain durch den Wald und ich konnte die Pace des vorherigen Abschnitts halten.

Kurz vor Kilometer Acht verließen wir den Wald und oben auf dem Hügel war die Anlage des FC Reiselfingen sichtbar. Es waren zwar „nur“ noch 40 Höhenmeter auf den verbleibenden zwei Kilometern zu überwinden, aber das Ziel wirkte ganz weit weg. Viele LäuferInnen meiner Leistungsklasse hatten auf diesen letzten beiden Kilometern ziemlich zu kämpfen. Wer sich die Kräfte falsch eingeteilt hatte, bekam es jetzt mit dem „Mann mit dem Hammer“ zu tun. Ich hatte bisher nie speziell Aufstiege trainiert, aber ich hatte einen guten Tag erwischt und kam ohne „Gehpassagen“ aus.

Zusätzlich konnte ich mich an einige vor mir liegende MitläuferInnen herantasten, die mich zwischen Kilometer 4 und 8 überholt hatten. Das steilste Stück des Rennens war zwischen Kilometer 8,8 und 9,4. Hier hieß es einfach Augen zu und mit kleinen Schritten durch. Besonders motivierend war für mich ein ältere Teilnehmerin mit der ich gemeinsam in den Berg lief und die mich regelrecht anfeuerte (vermutlich war ich deutlich als Anfänger erkennbar). Auf den letzten 600 Metern waren in Dorfnähe vermehrt Zuschauer und schnellere Läufer die bereits am Auslaufen waren, die uns anfeuerten, vorhanden.

Auf der leicht ansteigenden 500 Meter langen Zielgeraden gaben wir nochmal alles und ich kam in für mich sagenhafen 57:02 ins Ziel. Trotz der nicht ganz einfachen Strecke knackte ich die magische 60-Minuten-Marke deutlich.

Lauf an der Wutach (10K race/10 km Lauf), 18th June 2016, Reiselfingen

Im Ziel gab es noch das ein oder andere Erfrischungsgetränk bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte. Siegerehrung und Läuferfest fanden ohne mich statt. Aber vielleicht ein anderes Mal?

Fazit:

Der Lauf der Wutach ist eine kleine, aber sehr feine Veranstaltung. Man spürt, dass es sich um ein absolutes Highlight im Dorf handelt und viele Einwohner tragen mit viel Herzblut zum Gelingen bei. Hier gibt es kein Starterpaket mit Energyriegeln und Spagutscheinen, sondern ein ehrliches Kuchenbuffet und ein leckeres Grillsteak, um die Vereinskasse aufzubessern. Die Strecke sollte man nicht unterschätzen. Die lockeren vier Kilometer bergab zum Start, muss man am Ende auch wieder hoch. Im mittleren Teil der Strecke sollte man deshalb mit seinen Kräften haushalten. Für mich wird der Lauf an der Wutach in Reiselfingen zum festen Bestandteil meines Laufkalenders – und nicht weil er fast bei mir vor der Haustür liegt. Das Gleiche gilt für den gesamten Denzer Laufcup – eine tolle Laufserie mit kleineren, familiären Volksläufen im Schwarzwald und auf der Baar.

Fakten:

  • 10,2 Kilometer Rundkurs (asphaltierte Feldwege, Waldwege)
  • 215 Meter Höhendifferenz
  • Höchster Punkt: 782 m (Start/Ziel)
  • Tiefster Punkt: 707 m
  • Automatische Zeitmessung
  • Verpflegung bei Kilometer 6 und bei Start/Ziel
  • Ausreichend Parkplätze im Dorf oder bei Start/Ziel (je nach Witterung)
  • Startgebühr € 10
  • Ausrichter: FC Reiselfingen

Lauf an der Wutach (10K race/10 km Lauf), 18th June 2016, Reiselfingen

Ergebnis Frauen:
1. Angelika RENTSCHLER (43:43)
2. Martina Fleig (44:52)
3. Birgitta Winterhalder (45:24)

Ergebnis Männer:
1. Manfred KIENE (36:24)
2. Bastian Gloeden (37:05)
3. Walter Kuß (38:19)

Mein Ergebnis:
– 56:53 (brutto, manuell) / 57:02 (netto, offiziell)
– Pace 5:35
– Altersklasse 9. von 9. Teilnehmern
– Insgesamt 105. von 136 TeilnehmerInnen

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