Nach dem Silvesterlauf in Tuttlingen startete das Sportjahr 2016 aufgrund einer relativ guten Schneelage recht gut und ich konnte regelmäßige Langlauftouren unternehmen. Diese Entwicklung endete allerdings jäh als ich beim Langlauf in einer Abfahrt die Kontrolle verlor und gegen einen Baum fuhr.
Ich verletzte mich zwar nicht ernsthaft, war aber für einige Wochen außer Gefecht und traute mich nicht mehr so recht auf vereiste Langlaufloipen. Zusammen mit zwei Kollegen hatte ich beschlossen im April am Genusslauf in Müllheim teilzunehmen. Für den Kollegen sollte es das erste Rennen sein und für mich sollte die knapp 11 Kilometer lange Strecke kein Problem darstellen?
Das Training für den Genusslauf begann ich Anfang März, aber ich erkältete mich gleich nach der ersten kurzen Einheit und war erneut für zwei Wochen laufunfähig. Ende März konnte ich das Training fortsetzen und es lief alles eigentlich ganz passabel. Um den Rhythmus beizubehalten wollte ich auch während einer Geschäftsreise in Norwegen weiter trainieren. Dies tat ich auch, aber fing mir dummerweise eine weitere Erkältung ein. Und wie es das Schicksal so will, erwischte es mich diesmal richtig übel und an eine Teilnahme am Genusslauf war nicht zu denken.
Ich fuhr zwar nach Müllheim, um meine Kollegen zu unterstützen, aber es war definitiv die richtige Entscheidung nicht an den Start zu gehen. Der Genusslauf (Photoalbum) wird aber weiterhin auf meiner Liste stehen, da er auch beim Zuschauen Lust auf eine Teilnahme machte.
Ich war natürlich etwas niedergeschlagen, dass es mit der Teilnahme nicht geklappt hatte und fragte mich wie es lauftechnisch weitergehen würde. De fakto war ich wieder an einem Wendepunkt angekommen. Laufen machte zwar Spaß, aber die Überwindung wieder „anzufangen“ war auch nicht einfach. Es dauerte bis zum 9. Mai bis ich die Schuhe wieder schnürte. Die folgenden, unregelmäßigen Einheiten waren alle eher kurz und unmotiviert, da es eigentlich kein konkretes Ziel gab.
Der in der Firma propagierte Businessrun war für mich kein Thema: zu kommerziell und mitten in der Sommerhitze. Als Alternative wurde in der Firma die Freiburger Laufnacht erwähnt. Von der Grundstruktur schien diese für mich passender zu sein: Ehrenamtlich von einem lokalen Sportverein organisiert, ein Teil der Teilnahmegebühr wird gespendet und der Startschuss erfolgt erst nach Sonnenuntergang.
Die Strecke von 5,5 Kilometer (je fünf Runden rund ums Freiburger Münster) war auf jeden Fall machbar und so erfolgte kurzentschlossen meine Anmeldung. Von den anfangs interessierten sieben KollegInnen folgte leider keine Anmeldung, aber ich wurde an der Strecke laufstark unterstützt.
Die Freiburger Laufnacht ist sinnvollerweise in drei separate Läufe aufgeteilt:
Sportlerlauf (6,6 Kilometer für TeilnehmerInnen mit Pace unter 4:00 bzw. 5:00)
Schülerlauf/Bambinilauf (0,6 bzw. 1,1 Kilometer für Kinder und Jugendliche)
Hobbylauf (5,5 Kilometer für Jedermann)
Ich war logischerweise beim Hobbylauf am Start, da ich von einer 4:00 Pace doch noch ein ganzes Stückchen entfernt bin. Für die 14 Euro Startgeld gab es ein ordentliches Päckle, welches man bei Sport Bohny an den Tagen zuvor abholen konnte. Darin war beispielsweise auch ein Wellnessgutschein für eine Therme in der Region enthalten.
Am Tag des Laufes blieb ich etwas länger im Büro und begab mich erst gegen 19:30 in die Stadt. Die Organisation der Laufnacht ist perfekt. Trotz der laufenden Schülerrennen wurde man sicher ins Parkhaus, welches sich direkt neben dem Start-/Zielgelände am Karlsbau befindet, geleitet. Da ich ausreichend Puffer bis zum Start eingerechnet hatte, konnte ich mir Teile des Sportlerlaufes und der Strecke anschauen und ein paar Photos machen.
Entgegen meiner üblichen Rennrituale machte ich mich trotz des sommerlichen Wetters intensiv warm und das ging natürlich schief. Beim „Test der engen Kurven“ in der Altstadt zog ich mir an der altbekannten Schwachstelle Wade eine Zerrung zu. Der Schmerz war da und ging auch nicht so schnell wieder weg. Immerhin gab es ein paar Verzögerungen im Ablauf der Veranstaltung und ich hatte ein bisschen Zeit, um die Wade „locker“ zu kneten. Inzwischen waren auch ein paar Kolleginnen eingetroffen, so dass ich ein bisschen abgelenkt war die Wade zu vergessen.
Um Zwanzig nach Neun erfolgte dann der Startschuss und wie gewohnt reihte ich mich ganz hinten im Feld ein. Ein mir unbekannter Mitläufer wollte während der ersten Meter mit mir reden, aber das ging gar nicht. Da ich in aller Regel alleine laufe, bin ich es nicht gewohnt beim Laufen zu reden und schon gar nicht bei großer Anstrengung. Als wir dann das Münster zum ersten Mal passierten, machte sich die Wade wieder bemerkbar. Aber wohl durch die Bewegung und das Hochgefühl im Pulk zu laufen, ließ der Schmerz schnell nach.
Die ersten beiden Runden lief ich dann auch deutlich über meinen damaligen Möglichkeiten. In der dritten Runde traten deutliche Ermüdungserscheinungen ein und ich wurde häufiger überholt. Die große Uhr und die Kolleginnen bei Start/Ziel waren jedoch eine große Motivation und ich setzte mir die eigentlich für unerreichbar gehaltene 30 Minutenmarke zum Ziel. In der vierten Runde wurden die Schritte nochmals schwerer, aber die Pace war immer noch im Bereich von 5:45. Sollte kein völliger Einbruch erfolgen, läge ein Zeit unter 30 Minuten im Bereich des möglichen.
In der letzten Runde mobilisierte ich meine letzten Kräfte und am Ende stand die für mich unfassbare Zeit von 29:07 auf der großen Uhr. Ich war zwar in den ersten Momenten noch nicht fähig das Ergebnis zu akzeptieren, aber als mir die Kolleginnen es bestätigten, war es wohl war.
Im Ziel gab es dann noch ein Glas Wasser und einen Flammenkuchen mit den Kolleginnen, aber zu einer richtigen „Afterparty“ war ich nach dem völligen Verausgaben auf der Strecke nicht mehr fähig. Nach einer kurzen Abkühlphase setzte ich mich ins Auto gen Heimat und ließ bei guter Musik die Glückshormone wirken.
Fazit:
Die Freiburger Laufnacht ist einer hervorragend organisierte Laufveranstaltung im unschlagbaren Ambiente der Altstadt. Da es sich um eine Großveranstaltung handelt bei der Kinder involviert sind, kann es zu Verzögerungen kommen. Ich habe die Laufnacht trotz des Schocks beim Aufwärmen von Anfang bis Ende genossen und im Endeffekt durch die Teilnahme wieder richtig Lust bekommen, auch an anderen Rennen teilzunehmen. Ich werde dieses Jahr auf jeden Fall auch wieder am Start sein – und eine Kollegin hat ihre Teilnahme auch schon fast zugesagt…
Fakten:
- 5,5 Kilometer – fünf Runden durch die Freiburger Altstadt (Asphalt und Kopfsteinpflaster)
- 160 Meter Höhendifferenz (möglicherweise ist diese Angabe durch fehlendes GPS in Unterführungen verfälscht)
- Höchster Punkt: 305 Meter
- Tiefster Punkt: 275 Meter
- Automatische Zeitmessung (my race result)
- Verpflegung auf jeder Rede im Start-/Zielbereich. Fakultativ kühlender Wasserschlauch am Straßenrand
- Parkhaus direkt am Start-/Zielbereich. Weitere Parkhäuser in der Nähe. Oder Tram bis Siegesdenkmal
- Startgebühr € 14
- Ausrichter: PTSV Jahn Freiburg
Ergebnis Frauen:
1. Miriam WEERTS (22:47)
2. Lisa Müller (22:49)
3. Magdalena Fauth und Martina Mesle (je 22:53)
Ergebnis Männer:
1. Martin SCHÄDLE (19:29)
2. Markus Waigand (19.32)
3. Ralf Kohler und Michael Mix (je 19:52)
Mein Ergebnis:
– 29:07 (brutto/netto)
– Pace 5:18
– Altersklasse nicht erfasst
– Insgesamt 270. von 507 TeilnehmerInnen
3 Pingback